Der 20. Jahrestag des „Crostwitzer Schulaufstands” (sorbisch: „Chróšćan zběžk”) wird am ersten Tag nach den sächsischen Sommerferien, am 6. September um 18 Uhr in Crostwitz auf dem Schulhof (bei schlechtem Wetter in der Mehrzweckhalle „Jednota”) begangen. Der Vorbereitungskreis unter Leitung von Katharina Jurk, Regionalsprecherin für das Territorium des Domowina-Regionalverbandes „Michał Hórnik” Kamenz / Kamjenc und Vorsitzende des Sorbischen Schulvereins, entschied sich für dieses Datum, da der „Crostwitzer Schulaufstand” 2001 am ersten Tag des neuen Schuljahres begann. Damals führte der – neulich verstorbene – Pfarrer Clemens Rehor die Schüler der 5. Klasse gegen den Willen des Kultusministeriums in die sorbische Mittelschule, deren schrittweise Schließung vorgesehen war und inzwischen erfolgt ist.
Deshalb bitten der Domowina-Regionalverband „Michał Hórnik”, die Domowina-Geschäftsstelle und der Sorbische Schulverein alle, die gemeinsam an diesen historischen Moment in der sorbischen Geschichte erinnern und zugleich in die Zukunft des sorbischen Volkes schauen wollen, diesen Termin im Kalender vorzumerken. Das Wort ergreifen werden u.a. der damalige Domowina-Vorsitzende Jan Nuck, als Vertreterin der Eltern der seinerzeitigen 5. Klasse Jana Mark und als Vertreter der 2001 betroffenen Schüler Jakub Bresan.
Auch Lehrer im Ruhestand, die die 5. Klasse über einen Monat unterrichteten, und alle Mitstreiter sind herzlich eingeladen. Außerdem ist neben der kulturellen Umrahmung eine Ausstellung mit einer umfangreichen Dokumentation des „Crostwitzer Schulaufstands” geplant. Ein weiteres Detail steht fest: Es soll das Kirchenlied „Božo, ty Serbow” angestimmt werden, dass in den Wochen des Protests jeden Morgen auf dem Schulhof erklang.
Katharina Jurk: „Mit dem Crostwitzer Schulaufstand ist auf der einen Seite große Traurigkeit verbunden, ja viele Menschen haben sogar traumatische seelische Qualen erlitten – schließlich haben wir ungeachtet der internationalen Solidarität und des großen Einsatzes vieler Sorben und ihrer Freunde eine rein sorbische Schule verloren, was für uns bis heute Verlust an Sprachsubstanz bedeutet. Auf der anderen Seite ist unser sorbisches Selbstbewusstsein in dieser schmerzhaften Auseinandersetzung gestärkt worden, dank des Crostwitzer Schulaufstandes hat sich der Gedanke der Erhaltung und Entwicklung von Sprachräumen in der ganzen sorbischen Lausitz noch mehr verbreitet. Wenn jetzt in der Phase des Strukturwandels die Förderung von Sprache und Sprachräumen überall im Mittelpunkt steht, ist das auch die Frucht eines wachsenden neuen gemeinsamen Selbstbewussteins. An diese wesentliche Ambivalenz wollen wir anknüfen und, auch zu Ehren des verstorbenen Pfarrers Clemens Rehor, unter dem Motto ,Wir waren, wir sind, wir werden sein’ (,Běchmy, smy, budźemy’) gemeinsam den Weg in die Zukunft beschreiten.”
Am Vorbereitungskreis haben sich Mitglieder des Vorstandes von Regionalverband und Schulverein, Bürgermeister Marko Klimann, die Regionalsprecherin für das Territorium des Domowina-Regionalverbandes „Jan Arnošt Smoler” Bautzen / Budyšin und der Referent für Öffentlichkeitsarbeit der Domowina beteiligt. Sie knüpfen zurzeit Kontakte zu verschiedenen sorbischen Institutionen und zu Einzelpersonen mit der Bitte um Unterstützung. Zugleich sind alle aufgerufen, die damals mit dabei waren, ihre Erinnerungen, Materialien und Erfahrungen aus der Zeit des Crostwitzer Schulaufstands beizusteuern.