Am Sonnabend haben sich rund hundert Menschen, darunter Eltern und ihre Kinder aus Zeißig/Ćisk, im überdachten Innenhof des Rathauses von Hoyerswerda an dem Festakt anlässlich der Gründung der Domowina-Regionalverbände vor hundert Jahren im Ratskeller der Stadt beteiligt. Zum Abschluss enthüllten Oberbürgermeister und Domowina-Vorsitzender – der Regen pausierte passenderweise – die Erinnerungstafel am Rathaus. Bereits 2012 wurde die Gründung des sorbischen Dachverbandes gefeiert, die ebenfalls in Hoyerswerda stattfand, auf der anderen Seite des Marktplatzes, wo heute die „Kulturfabrik“ (Kufa) ihren Sitz hat.

Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh verwies auf das Sorbische als Besonderheit und Alleinstellungsmerkmal der Lausitz. Es gehe darum, dass die sorbische Sprache „auch in 100 Jahren noch gesprochen werden kann“. Die Stadt habe im Wettbewerb „Sprachenfreundliche Kommune – die sorbische Sprache lebt“ schon drei Mal den ersten Platz in der Kategorie „Städte“ belegt. Für die Erweiterung von Sorbisch-Unterricht und -Kursen bedürfe es der engen Zusammenarbeit zwischen Stadt, Domowina, Sorbischem Schulverein und dem Landesamt für Schule und Bildung.

Die sorbische Historikerin Dr. Annett Bresan vom Sorbischen Kulturarchiv beim Sorbischen Institut beeindruckte das Publikum durch viele interessante Details zur Geschichte der Regionalverbände insbesondere aus der Gründungszeit. Ihr Fazit: Erst die politische Wende von 1989 eröffnete die Chance, die „eigentliche Idee” der Regionalverbände „wiederzubeleben und erfolgreich auszubauen, auf die Besonderheiten des sorbischen Lebens in den verschiedenen Regionen zu achten und dieses Potenzial zum Wohl der Sorben zu nutzen.” Während 1921 kein Vertreter aus der Niederlausitz anwesend war, wurden die Sorben aus Brandenburg diesmal durch den neuen stellvertretenden Vorsitzenden der Domowina, Dr. Hartmut Leipner, vertreten.

Domowina-Vorsitzender Dawid Statnik erteilte jedglichem Zentralismus eine klare Absage: „Regionalisierung und Dezentralisierung bedeuten Miteinander auf Augenhöhe. Die Menschen wollen weder global noch regional Einheitsbrei. Die Sehnsucht nach überschaubaren sozialen Räumen, in denen sich Menschen über ihre Geschicke miteinander verständigen können, nimmt spürbar zu. Unsere Domowina-Regionalverbände entsprechen diesem wachsenden Grundbedürfnis. Domowina heißt Heimat, ihren Platz findet die sorbische Heimat in der Župa, dem Regionalverband.”

Kulturell wurde der Festakt umrahmt von Kindern aus der Kita „Lutki-Haus“ Zeißig/Ćisk und der sorbischen Gruppe „Jankahanka“, die nach Jahren erstmals wieder öffentlich aufgetreten ist.

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